Bald ist es soweit. Der Sommer erreicht seinen Zenit und während sich alle nach dem kühlen Nass und schmackhafter Eiscreme sehnen und die Ereignisse der letzten Game of Thrones Staffel verdauen, wächst bei mir und allen anderen Fans die Anspannung auf ein weiteres Serienhighlight: Stranger Things. Grund genug um noch vor der dritten Staffel einen ausführlichen, garantiert nicht spoilerfreien Ausflug nach Hawkins, Indiana zu unternehmen. Einen kleinen Abstecher ins Upside Down wird es selbstverständlich auch noch geben. Also lehnt euch zurück, legt eine Kassette ein und setzt die Nostalgiebrille auf.
Wir schreiben den 6. November des Jahres 1983 in einer amerikanischen Kleinstadt. Draußen, im Dunklen der Nacht, erklingt das rotierende Geräusch eines Rasensprengers. Im Hintergrund zeichnet sich ein unscheinbares, typisch zweistöckiges Einfamilienhaus ab. Plötzlich finden wir uns im Keller der Familie Wheeler, inmitten einer Dungeons & Dragons (D&D) Kampagne, wieder. In der Mitte des Raumes steht ein quadratischer Tisch auf dem unzählige Blätter mit Fähigkeits- und Charakterwerten liegen. Auf einem Hocker sitzend, flüstert der Dungeon Master Mike Wheeler den Abenteurern zu: "Something is coming. Something hungry for blood. A shadow grows on the wall behind you swallowing you in darkness." Will Byers, Dustin Henderson und Lucas Sinclair unterhalten sich aufgeregt, welcher Kreatur sie gleich im Kampf gegenübertreten werden. Doch ihre anfängliche Vermutung, eine harmlose Bande von Troglodyten würde sie überfallen, zerschlägt sich in der Luft, als auf einmal ein Ungeheuer aus den Tiefen des D&D Universums auf der Bildfläche erscheint: der Demogorgon. Eine grässliche, furchterregende, zweiköpfige Bestie. Die Gefährten beginnen hitzig zu diskutieren, welchen taktischen Zug sie als nächstes gegen das Monster machen. Lucas und Dustin brüllen lauthals Vorschläge umher, während Will sich für eine riskante Attacke entscheidet und die polyedrischen Würfel durch den Raum fliegen lässt, welche sich nun überall verteilen. Das Chaos bricht aus und alle lösen sich aus ihren Stühlen und beginnen den Keller zu durchsuchen. Am oberen Kellertreppenrand erscheint Mikes Mutter und verweist auf die vorangeschrittene Zeit. Während Mike ins Wohnzimmer geht finden seine Freunde die Würfel. Er zeigt eine sieben statt der gewünschten dreizehn - die Attacke ist gescheitert, somit ist der entscheidende Zug gegen die Kreatur verloren und Will, als Magier, scheint dem Untergang geweiht zu sein. Eine Prognose, die sich wenig später Bewahrheiten soll. Als Will an diesem Abend den Heimweg antritt, trifft er auf eine mysteriöse Kreatur. Verfolgt von dieser verschwindet er plötzlich spurlos.
So, oder so ähnlich beginnt die am 15. Juli 2016 erstmals auf Netflix ausgestrahlte Serie Stranger Things. Nach dem Verschwinden von Will Byers (Noah Schnapp) herrscht helle Aufruhr in der verschlafenen fiktiven Kleinstadt Hawkins, Indiana. Auf der Suche nach ihrem Freund entdecken Mike (Finn Wolfhard), Lucas (Caleb McLaughlin) und Dustin (Gaten Matarazzo) eines Nachts im Wald ein Mädchen mit kurz geschorenen Haaren, das lediglich mit einem Nachthemd bekleidet ist. Die sehr wortkarge Eleven (Millie Bobby Brown) ist aus dem Hawkins National Laboratory entflohen, in welchem dunkle Regierungsexperimente an ihr vollzogen wurden. Schon bald entfaltet Eleven ihre telekinetischen Kräfte - ausgestattet mit diesen, gerät sie mit den Jungs immer tiefer in das Mysterium um das Verschwinden ihres Freundes hinein.
Doch bis die Serie in dieser Form auf Netflix erschienen ist, war es ein langer Weg, so wie eigentlich bei fast jeder Erfolgsgeschichte. Die beiden in den Achtzigerjahren geborenen Brüder Matt und Ross Duffer hatten das Konzept für die Serie bereits im Jahr 2013. Die Anfangs noch unter dem Titel Montauk, welcher eine Hommage an die Küstenstadt auf Long Island aus Jaws sein sollte, spielende Serie fand zunächst kein Studio, welches das Drehbuch haben wollte. Bis es letztendlich der Regisseur und Produzent Shawn Levy (Night at the Museum, Arrival) zu lesen bekam. So folgte eins nach dem anderen und Netflix gab den bis dato noch unbekannten Duffer Brüdern die Chance ihre Idee zu verwirklichen. Eine Entscheidung, die Netflix auf keinen Fall bereuen sollte. Schon nach kürzester Zeit entwickelte sich die Serie zu einem Hit und der Ruf der Fans nach einer zweiten Staffel war unüberhörbar. Kurz gesagt, der Hypetrain war in voller Fahrt. Doch was macht die Serie im Allgemeinen und natürlich für mich so einzigartig?
Eines der Stichworte ist Herzblut. Herzblut ist es gewesen, welches Matt und Ross Duffer in ihr Drehbuch haben fließen lassen und das ist zu merken. Über die ganzen Episoden der ersten und zweiten Staffel entdeckt man immer wieder kleine aber feine Details, die einem das Herz höher schlagen lassen. Sei es der anfangs beschriebene Keller der Wheelers, an dem man ganz unscheinbar ein Poster von John Carpenters The Thing an der Wand hängen sieht, die liebevoll gestalteten Kinderzimmer, oder der A.V. Club unter der Leitung des Lehrers Mr. Clarke (Randy Havens), in welchem die vier Jungs das neueste technische Zeug ausprobieren können. Somit erhält die Serie einen schon fast zeitdokumentarischen Charakter. Aufgewachsen mit den Filmen von Steven Spielberg, Tim Burton, John Carpenter und Sam Raimi, haben die Duffer Brüder bereits in frühen Jahren angefangen kleine Kurzfilme zu drehen. In ihrem ersten studentischen Kurzfilm Eater, welcher von einem Kannibalen in einer Polizeistation handelt, kristallisieren sich schon typische Erzählmerkmale, wie die langsam aufbauende Spannung und die ruhigen Kamerafahrten, ihres kinematografischen Schaffens heraus. Die einzelnen Episoden der ersten Staffel sind so angelegt, dass sie dem Schema eines klassischen Aufbaus (Exposition, Konfrontation, Auflösung) folgen und somit ein rasantes und trotzdem immer stimmiges Tempo vorlegen. Alle acht Folgen wirken dadurch wie ein achtstündiger Spielfilm. Aber was ist denn schon eine gute Geschichte ohne die passende Besetzung wert?
Nach dem Verschwinden von Will ist dessen alleinerziehende Mutter Joyce Byers, gespielt von Winona Ryder (Edward Scissorhands) krank vor Sorge. Verzweifelt versucht sie alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihren Sohn wiederzufinden. Doch stößt sie anfangs auf taube Ohren, dabei scheint ihr Sohn zum Greifen nah zu sein. Dieser steckt im sogenannten Upside Down fest und kann nur mithilfe von elektrischen Quellen, wie Lampen oder Lichterketten, kommunizieren.
Winona Ryder stellt hierbei einen starken, dennoch emotional labilen und leicht psychopathischen Charakter dar, der das perfekte Pendant zum eher ruhigen Polizeichef Jim Hopper (David Harbour) ist. Der vom Tod seiner einzigen Tochter gezeichnete Vietnam-Veteran hat nicht nur mit seiner eigenen emotionalen Unzulänglichkeit zu kämpfen, sondern wird nun ebenfalls in die Geschehnisse um Will Byer und Eleven verwickelt. Vor allem die sich in der zweiten Staffel herauskristallisierende Beziehung zwischen Hopper und Eleven zeigt die weiche Seite des sonst eher kühl wirkenden Polizeichefs. Neben der wirklich brillanten Besetzung der vier Jungs, welche mich oftmals an Gordie, Chris, Teddy und Vern aus Stand By Me oder die abenteuerlustigen Goonies erinnern, sticht vor allem Milly Bobby Brown heraus. Ihr Charakter Eleven hat nicht sehr viel Liebe von ihrem Ziehvater erhalten - missbraucht für Experimente und zu einer mit telekinetischen Kräften erzogene Waffe à la Charlie aus dem Stephen King Roman "Firestarter", gelangt sie nun von der kahlen und sterilen Laborumgebung in das Alltagsleben in Hawkins. Während sie unbemerkt in Mikes Keller unterkommt, merkt man als Zuschauer*in schon schnell, das Eleven ziemlich wortkarg daher kommt. Das bedeutet keineswegs, dass sie weniger kommunikativ ist, ganz im Gegenteil. Getreu der Devise, ein Blick sagt mehr als tausend Worte schafft es Milly Bobby Brown, und man bedenke, dass sie zur damaligen Zeit erst 11 Jahre alt gewesen ist, verschiedenste Stimmungen in solch einer überzeugenden Emotionalität herüber zubringen, wie keine zweite. Dafür wurde sie sogar für den Emmy nominiert und mit dem MTV Movie & TV Award ausgezeichnet.
Im Laufe der Serie bekommen wir immer wieder kleinere Fetzen des Monsters von der "Anderen Seite" zu sehen. Ähnlich wie bei Jaws sieht man erst gegen Ende der ersten Staffel das Ungetüm. Der Demogorgon lebt im Upside Down, einer Schattenwelt der Unsrigen - nur wesentlich dystopischer. Alles ist mit schleimigen Schlingpflanzen umwickelt und in der Luft befinden sich seltsame weiße Sporen. Atmosphärisch erinnert das ganze etwas an Andrei Tarkowskis Stalker von 1979 oder an den ersten Alien von Ridley Scott. Tatsächlich wurde für das Upside Down nur wenig getrickst und größtenteils mit praktischen Effekten gearbeitet. Auch das unterirdische Tunnelsystem aus Staffel 2 wurde nachgebaut. Selbst hinter dem Demogorgon steckten kaum CGI Effekte, wobei diese in der zweiten Staffel deutlich öfter gebraucht werden. Die fast 2,20 Meter große Kreatur bestand aus einem Latexschaum-Kostüm, in dem auch gleichzeitig das monströse Maul des Demogorgon geöffnet und geschlossen werden konnte. Ein wahrer Augenschmaus!
Ein wichtiger Faktor der Serie muss hier natürlich auch erwähnt werden, denn das Auge hört ja bekanntermaßen mit ;). Richtig - der Score des Duos Kyle Dixon und Michael Stein ist einfach genial. Ein Feuerwerk des analogen Synthesizers wird hier gezündet, so wie es einst ihre Urväter Carpenter, Vangelis oder Tangerine Dream getan haben. Der Score fängt die Stimmung der Serie perfekt ein und transferiert sie mit unglaublicher Präzision in die einzelnen Szenen. Titel, wie "Stranger Things", "Kids", "Lights Out", oder mein persönlicher Favorit "Lay-Z-Boy" bleiben im Gedächtnis. Ihr merkt schon ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus, deswegen habe ich zur Vervollständigung meines Nerddaseins auch den Score auf Kassette erstanden. Des Weiteren besteht der Soundtrack aus einer guten Mischung Songs der Achtzigerjahre. The Police, Joy Division, The Clash, Duran Duran oder DEVO fügen sich elegant in die Atmosphäre ein und unterstreichen das Jahrzehnt. Einen persönlichen Gänsehautmoment brachte mir, in der 4. Episode (The Body) der ersten Staffel, die Coverversion des Liedes Heroes von Peter Gabriel (im Original von David Bowie), als die angebliche Leiche von Will Byers gefunden wird. Einfach atemberaubend emotional!
Die erste Staffel nimmt ihr jähes Ende mit dem finalen Kampf zwischen Eleven und dem Demogorgon. Natürlich blieben einige Fragen offen: Wo war Eleven hin verschwunden? Wie verarbeitet Will diese ganzen Erfahrungen? Lebt Barb noch? Über ein Jahr hat es gedauert, bis die zweite Staffel kurz vor Halloween am 27. Oktober 2017 auf Netflix veröffentlicht wurde. Die anfänglich noch als Geheimtipp geltende Serie entwickelte sich schon bald zu einem wahren Erfolg. Neben zahlreichen Nominierungen, unter anderem für Winona Ryder als Beste Serien-Hauptdarstellerin, erhielt die Serie den Screen Actors Guild Award als Bestes Schauspielensemble in einer Drama Fernsehserie. Hierbei ist vor allem David Habours herausragende Rede zu bemerken, welche zu mehr Toleranz und Empathie in der Gesellschaft aufruft. Und spätestens nach dem grandiosen Eröffnungsthema für die Golden Globes 2017, bei dem auch Barb (Shannon Purser) Tribut gezollt wurde (ich erinnere nur an "Justice for Barb"), war die Serie nicht länger ein Nischenprodukt. Ich selber hatte nur über Mundpropaganda von der Serie gehört, doch nachdem ich diese binnen weniger Tage förmlich in mich aufgesogen hatte, fragte ich schon bald jene, mit denen ich ins Gespräch kam, ob sie denn schon die neue Serie Stranger Things gesehen haben und wenn nicht sollten sie dies am besten sofort nachholen. Ungeduldig wartend habe ich mir bis zum Start der zweiten Staffel mit sämtlichen Freunden, eingeschlossen meiner Mutti, die Serie rauf und runter angeschaut. Doch endlich war es soweit! Zur damaligen Zeit stand ich inmitten meiner Klausurphase der zwölften Klasse, war somit eigentlich zeitlich recht limitiert, doch für Stranger Things ließ ich alle meine sieben Sachen fallen und machte es mir vor meinem, mit einer Lichterkette behangenen, Fernseher gemütlich.
Eine neue Attraktion hat ihre Pforten in Hawkins eröffnet: Die Spielhalle "Arcade". Zwischen den unzähligen Spielautomaten, wie Missile Command, Dragon´s Lair oder Dig Dug tummeln sich unzählige Jugendliche und starren gebannt auf die flimmernden Bildschirme. Letzteres Spiel erregt helles Aufsehen bei den wiedervereinten Jungs Mike, Will, Dustin und Lucas. Der Highscore von Dustin wurde von einer gewissen Person namens MAD MAX überboten. Alle sind in heller Aufregung, als Will ein brodelndes Donnern von draußen hört. Er versucht die anderen darauf aufmerksam zu machen, doch die sind auf einmal verschwunden. Plötzlich findet sich Will im Upside Down wieder und erblickt am Himmel ein unheimliches Phänomen.
Der Aufenthalt auf der "anderen Seite" hat sichtbare Spuren bei ihm hinterlassen. Er wird von Visionen der anderen Dimension heimgesucht und von einem riesigen Schattenmonster verfolgt. Vor allem seine Mutter Joyce behandelt ihn mit einer fast schon krankhaften Fürsorge. Doch nicht nur Will hat mit seiner Vergangenheit zu kämpfen sondern auch Mike, der immerwährend auf der Suche nach Eleven ist und dadurch in eine Depression rutscht. Des Weiteren werden nicht nur bekannte Charaktere weiterentwickelt und neue Beziehungen entstehen, auch neue Persönlichkeiten werden eingeführt. Zum einen hätten wir da Bob Newby, den Freund von Joyce, gespielt von Sean Astin (Goonies, The Lord of the Rings). Kurz gesagt: man kann ihn einfach nur lieben. Sein Charakter versprüht jedes mal solch einen wunderbaren Charme und seine Fürsorge gegenüber den Byers ist einfach herzzerreißend. Um so mehr musste ich meine Tränen zurückhalten, als er in der vorletzten Episode von einem Demogorgon getötet wurde. Bob Newby, Superhero!
Zum anderen tritt in der zweiten Staffel ein Charakter auf, der das Böse in Person darstellt: Billy Hargrove, gespielt von Dacre Montgomery (Power Rangers (2017)). Dieser nur so vor Wut und Zorn strotzende Teenager ist erst frisch, mit seiner Stiefschwester Max Mayfield (Sadie Sink), nach Hawkins gezogen und tyrannisiert dort alles und jeden. Max ist ein aus Kalifornien stammendes Mädchen, dass wie man sich schon denken kann, diejenige gewesen ist, welche Dustins Highscore geknackt hat. Ihre eloquente und scharfzüngige Persönlichkeit verdreht Lucas und Dustin sofort den Kopf, jedoch wird sie erst gegen Ende der Staffel zu einem festen Mitglied der Gruppe. Den Grund dafür stellt eigentlich Mike dar. Dieser ist der festen Überzeugung, dass Eleven noch immer da draußen ist und isoliert sich so immer mehr von den anderen. Und tatsächlich hält sich Eleven in nicht allzu großer Entfernung in einer alten Holzhütte im Wald auf, in welcher Hopper sie vor den Agenten der Regierung versteckt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Vater-Tochter Beziehung mit Höhen und Tiefen. Während Hopper ihr immer wieder zu verstehen gibt, dass sie die Hütte nicht verlassen darf, kann Eleven dies nicht verstehen. Nach einem heftigen Streit zwischen den beiden findet Eleven Hinweise ihrer Vergangenheit und macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Dabei findet sie heraus, dass es noch jemanden gibt, welche früher ebenfalls als Versuchsperson des Hawkins National Laboratory benutzt wurde. Die Episode "The Lost Sister" dreht sich allein um Eleven und führt uns hierbei heraus aus Hawkins in eine Großstadt. In dieser Episode kommen verschieden neue, teilweise auch sehr spannende Charaktere vor, wie beispielsweise Kali (Linnea Berthelsen), die ebenso telekinetische Kräfte besitzt. Dennoch wirkt diese Folge für mich zwar nachvollziehbar, denn Eleven begibt sich hier auf einen Selbstfindungstrip, jedoch ist sie meiner Meinung nach leicht deplatziert. Ihren inneren Wandel in einer Folge abzufrühstücken, empfand ich als zu schnell, zumal die verschiedenen Charaktere viel Potenzial für eine tiefere Hintergrundgeschichte geboten hätten. Ich hoffe, dass dies nicht verschwendet, sondern in der dritten Staffel wieder aufgegriffen wird.
Außerdem offenbart die Serie einige überraschend ungewöhnliche Figurenkonstellationen. Neben dem, für die zweite Staffel ordentlich betriebenen Fanservice bezüglich dem Ruf der Gerechtigkeit für Barb, bei dem Jonathan Byers (Charlie Heaton), Wills Bruder, und Nancy Wheeler (Natalia Dyer), Barbs beste Freundin, sich zusammen auf die Suche nach der Wahrheit begeben, gibt es ein Gespann, dass mir besonders ans Herz gewachsen ist. Ich rede von niemand geringerem als Steve Harrington (Joe Kerry) und Dustin. Während Steve von seiner Freundin Nancy verlassen wurde, muss sich Dustin mit seinem mörderischen Haustier, einem kleinen Demogorgon, welcher seine Katze tötete, herumschlagen. Anfangs wussten die Duffer Brüder nicht, was sie mit Steve machen sollten. Der eigentlich für ihn vorgesehene Handlungsstrang des Tyrannen wurde von Billy übernommen und nach der Trennung mit Nancy ist er mehr oder weniger isoliert gewesen. Da auch Dustin zunehmend dieses Schicksal widerfährt, lag es eigentlich auf der Hand die beiden zusammenzuführen. Nachdem er ihn um Hilfe bittet, entwickelt Steve sich zum großen Bruder für ihn und für mich zu einem meiner Lieblingscharaktere (Und sind wir mal ehrlich - We need to talk about the hair! - wie kann man seine Frisur nicht vergöttern). Die ganz offensichtliche Hommage an Stand By Me, bei der die beiden auf Zuggleisen entlang wandern, ist für mich bis heute meine Lieblingsszene der Serie.
Während die Kosten der ersten Staffel noch verhältnismäßig klein waren, merkt man nun das deutlich gesteigerte Budget. Ein auf 7000 Quadratmetern erbautes Tunnelsystem, Demogorgonhorden in CGI Manier, sowie ein riesiges Tor zum Upside Down, lassen die Serie auf ein neues qualitatives Level anwachsen. Die Serie hat sich weiterentwickelt, ist größer geworden und steckt dennoch nach wie vor voller Details. Vor allem das abschließende Finale hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Eleven kämpft gegen das Schattenmonster; Will wird einem schmerzhaften Exorzismus unterzogen; Steve, Mike und Co. bahnen sich ihren Weg durch die unterirdischen Tunnel und Dustin nimmt Abschied von seinem Demogorgon Haustier. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, auf welche dann der krönende Abschluss folgt: der Winterball. Das, zusammen mit den Liedern Time After Time von Cyndi Lauper und dem anschließenden Every Breath You Take von The Police, bei dem letztendlich auch Mike und Eleven wieder vereint sind und alles glücklich zu sein scheint, ergibt ein wunderbares Ende der zweiten Staffel.
Ich bin ganz ehrlich, bei solchen amerikanischen Tanzveranstaltungen schmelze ich nur so dahin und ich glaube, dass es anderen auch so geht. Die Serie hat in mir ein starkes Gefühl der Sehnsucht ausgelöst, eine Sehnsucht nach längst vergangenen Zeiten, in denen ich das unbeschwerte Gefühl meiner Kindheit zurückerlangt habe und wieder ungezähmt durch die Wiesen und Wälder streifen konnte, nichts ahnend, was auf mich eines Tages zukommen wird. Die Achtziger scheinen für mich eine Epoche darzustellen, in der vieles langsamer und ruhiger stattfand. Filme wie Stand By Me (den ich wahrscheinlich schon zu oft in diesem Artikel zitiert habe) oder E.T. versetzen mich in diese Zeit zurück und transferieren genau diese Emotionen. Natürlich ist der Begriff der Nostalgie immer mit Vorsicht zu betrachten, da er auf eine schöne Art und Weise verklärt ist. Vor allem aber ist es eine Zeit vor den Handys und dem Internet gewesen. Hier wird auch der Grund ersichtlich, warum ich mich hin und wieder in den Zog des nostalgischen Eskapismus ziehen lasse. Heutzutage starren viele nur noch auf ihr multimediales Endgerät, nicht ahnend, was in ihrer Umwelt passiert. Soziale Medien sind allgegenwärtig und bieten soviel gutes Potenzial der Kommunikation über Grenzen hinweg, jedoch geht dadurch auch ein Stück der persönlichen Interaktion verloren. Muss man denn jede kleinste, trivial erscheinende Frage, welche ich nicht auch im nächsten Moment hätte mit der Person selber besprechen können, über einen Instant-Messaging-Dienst meiner Wahl besprechen? Wie wäre es denn mal mit einem spontanen Vorbeischauen, sowie es mein zehnjähriges Ich auch gemacht hat, ohne Vorankündigung? Ja ich weiß zu riskant in der heutigen Zeit, bei dem jeder überall erreichbar ist und immer voller Termine steckt. Ein unangekündigter Besuch wirkt da fast wie ein Überfall. Ich möchte jetzt niemanden zum Verbrennen seines Smartphones aufrufen, denn ich weiß ja dass sich für manche zwei Stunden Endgerätabstinenz wie eine Nahtoderfahrung anfühlen, jedoch sollte man mal darüber nachdenken.
Doch halt, beinahe hätte ich es vergessen. Markiert euch, wenn ihr es nicht schon längst getan habt, den 4. Juli fett in eurem Kalender. Pünktlich zum Tag der Unabhängigkeit geht es weiter mit der dritten Staffel. Untermalt mit dem Titel Baba O'Riley von The Who wurde in dem Trailer zur dritten Staffel bei mir schon ordentliche Vorfreude angefeuert. Neben erneuten Bedrohungen aus dem Upside Down gab es im Trailer allerhand zu entdecken! Zum einen die neueste Attraktion in Hawkins, die Starcourt Mall. Bunte Schaufenster, neonfarbene Schilder und Fast Food Restaurants schmücken die Ladenzeilen. Zum anderen werden Mike, Dustin, Lucas und Will mit dem Älterwerden konfrontiert - kurz gesagt, die Pubertät steht in der Tür. Was dies für Auswirkungen auf die Gruppe hat? Welchen neuen Gefahren sie sich gegenüberstellen müssen? - erfahren wir in weniger als einer Woche. Wer die Spannung also gar nicht mehr aushalten kann, der sollte sich eine Kassette einlegen, die Nostalgiebrille aufsetzen und die letzten beiden Staffeln Revue passieren lassen.