Während in Dresden gerade wieder die Studententage stattfinden, an denen diverse Studentenclubs im "größten studentischen Kulturfestival Mitteldeutschlands" versuchen, sich mit einem großen Angebot spannender Events gegenseitig zu überbieten, widmen wir uns einem etwas anderen Club aus jungen Leuten: The Breakfast Club.
Am Samstag, dem 24. März 1984 treffen fünf grundverschiedene Teenager in der Bibliothek ihrer Highschool aufeinander: Sportskanone Andy (Emilio Estevez), die reiche Claire (Molly Ringwald), der Streber Brian (Anthony Michael Hall), der Rebell Bender (Judd Nelson) und die Außenseiterin Allison (Ally Sheedy). Acht Stunden müssen sie nachsitzen unter der Aufsicht des strengen Lehrers Vernon (Paul Gleason). Während die Schüler sich anfangs nicht ausstehen können, lernen sie sich im Verlauf des Tages besser kennen. Die Bestrebungen, Mr. Vernon auszutricksen und das Nachsitzen möglichst komfortabel zu überstehen, schweißen die Schüler zusammen, sie beginnen zu verstehen, wieso ihre Leidensgenossen so sind, wie sie sind und hinterfragen die Vorurteile, die sie anfangs voneinander hatten.
- "Jock": der intellektuell ungebildete Muskelprotz
- "Princess": die privilegierte Schöne aus reichem Haus
- "Nerd": der hochintelligente Eigenbrötler
- "Rebel": der unangepasste, leicht reizbare Draufgänger
- "Basket Case": die sozial isolierte, emotional instabile Außenseiterin
... sind DIE klassischen Stereotype des Highschool-Films. Fast alle Charaktere dieses Subgenres lassen sich einer oder mehrerer der obigen Kategorien zuordnen. Ihren Ursprung haben diese Schablonen in den Filmen von John Hughes, dem wohl einflussreichsten Regisseur und Autoren des amerikanischen Jugendfilms der 80er-Jahre. Mit Filmen wie Ferris macht blau oder eben dem stilbildenden The Breakfast Club ist Hughes etwas gelungen, was auf den ersten Blick paradox erscheint: Seine Filme sind einerseits prägend für ein gesamtes Genre gewesen, sodass sich ihr Einfluss selbst in aktuellen Jugendfilmen und -serien noch widerspiegelt; andererseits sind sie stilistisch wie ideologisch aber so sehr in den 80er-Jahren verankert, dass man sie geradezu als Zeitkapseln einer vergangenen Ära ansehen kann. Während Ferris macht blau sich mit dem Materialismus der 80er (je nach Ansicht mehr oder weniger kritisch) auseinandersetzt, ist The Breakfast Club ein Coming-of-Age-Klassiker, der nicht nur die obigen Stereotype begründet hat, sondern diese im späteren Verlauf des Filmes versucht zu dekonstruieren und mit dem Schubladendenken an Highschools abrechnet.
Der Film beginnt als harmlose Jugendkomödie. Ein paar genervte Teenager werden zusammen in einen Raum gesteckt. Sie ärgern sich gegenseitig und lassen ihren Frust und ihre Wut aneinander aus, bis sie sich zusammenraufen, um vor dem fiesen Lehrer Vernon zu fliehen. Bisher nicht allzu aufregend, wenn nicht gar etwas albern. Wer den Film nicht kennt, wird sich nach etwa einer halben Stunde vielleicht fragen, was jetzt das besondere an diesem Film sein soll. Wieso gilt The Breakfast Club als Klassiker? Wer den Film jedoch weiterverfolgt wird bald merken, dass er zunehmend ernstere Töne anschlägt. Nach einer (zugegebenermaßen etwas deplatziert und albern wirkenden) Szene, in denen die Jugendlichen zusammen einen Joint rauchen, folgt wohl der wichtigste Abschnitt des Films. Eine sehr lange Szene in denen die Mitglieder des Breakfast Club gemeinsam im Kreis sitzen, sich einander langsam öffnen und über ihre persönlichen Probleme und geheimen Ängste sprechen.
In dieser Szene zeigt sich dann auch, was die Filme von John Hughes von anderen zeitgenössischen Genrevertretern abhebt: Hughes versteht seine Zielgruppe erschreckend gut. Er beweist ein herausragendes Feingefühl für seine jugendlichen Protagonisten und nimmt deren Probleme ernst. Als Jugendlicher erkennt man sich wieder in den Charakteren und fühlt mit ihnen mit, wenn sie nach und nach ihre Hintergründe offenbaren. Es ist eine wahre Freude anzusehen, wie die Mitschüler schließlich feststellen, dass sie nicht so verschieden sind, wie sie anfangs angenommen hatten. Und, dass sie einander vertrauen können. Das einzige Manko ist für mich hier der Charakter der Allison, deren Hintergrundgeschichte leider etwas zu kurz kommt. Außerdem widerspricht der Umgang mit ihrem Charakter gegen Ende des Films in meinen Augen dessen eigentlicher Botschaft von Toleranz und Verständnis für Andersartigkeit.
Und dann ist da eben noch das Ende des Films. Der Epilog, in welchem die kammerspielhafte Inszenierung endlich aufgebrochen wird. Das Nachsitzen hat ein Ende, der "Breakfast Club" wird in die Freiheit entlassen. Durch gegenseitige Hilfe charakterlich gewachsen, gestärkt durch neue Freundschaften. Und am Ende die ikonische letzte Einstellung des Films, ein Freeze Frame, in dem Bender auf dem Footballfeld seine Faust triumphierend gen Himmel reckt. Es gibt Leute, die für diese Art Ende das Wort "cheesy" verwenden würden, ein Begriff der sich in etwa mit "kitschig" oder "klischeehaft" übersetzen lässt. Dem würde ich dann widersprechen. Klar, der Film hat ein Happy End (wer hätte es auch anders erwartet, bei einer 80er-Jahre-Highschool-Komödie?), aber er erlaubt sich auch ein überraschendes Maß an Realismus. Sind die Freundschaften, die während dieses einen Tages geschlossen wurden, von Dauer? Wird die Prinzessin sich weiterhin mit dem Rebellen abgeben und wird das Ringkampf-Ass den Nerd auf dem Schulflur grüßen? Das Titellied des Filmes gibt den Charakteren wie dem Zuschauer einen eindeutigen Appell mit auf den Weg: "Hey, hey, hey, heeey! Oooohoohoooo whoawhoaaa!". Äh, nein. Kleiner Scherz, ich meine natürlich "Don't You Forget About Me". Die andere Stelle des Songs ist aber auch schön. :)
Wer diesen Klassiker endlich mal nachholen möchte, oder nicht genug davon bekommen kann, hat am kommenden Dienstag, den 21. Mai die Gelegenheit, ihn bei uns im KiK in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln zu sehen.