Aufgeregt stieg ich in den breiten Reisebus ein, setzte mich neben meine Freundin und steckte mir als bald die Fahrt zur ungarischen Hauptstadt begann, Kopfhörer ins Ohr, um die achtstündige Reise mit den orchestralen Klängen von John Williams Star Wars Soundtrack zu überbrücken. Denn auch im Urlaub sollte mich das filmische Hobby nicht gänzlich verlassen. (Zum Glück war meiner Begleitung dieses Risiko bewusst, bevor sie sich auf den Weihnachtsausflug mit mir einließ).  So stand mindestens ein Kinobesuch auf der Reise außer Frage und auch bei der Recherche nach Sehenswürdigkeiten durfte ich mich zum Teil filmisch inspirieren lassen. Doch zunächst werfen wir einmal einen Blick auf die wundervolle Stadtlandschaft an der Donau, welche eine ganz reale Magie ohne jegliche Special Effects auslöst.

Ein kleiner Einblick in die Brückenlandschaft von Budapest. Hier: Die Freiheitsbrücke.

Wollen wir uns nun den Dingen widmen, die den durchschnittlichen Leser eines Film-Blogs wohl am ehesten interessieren dürften: Kinobesuche. Gleich drei Vorführungen waren für die eigentlich nur vier zur Verfügung stehende Abende geplant (Es war uns nicht wirklich möglich einen der geplanten Besuche einfach heraus zu selektieren). So kamen wir am ersten Abend im Programmkino Puskin Mozi an, um uns das ungarische Drama Akik marachat anzusehen. Viel wussten wir nicht über diesen Film, doch hielten wir es für prädestiniert einen ungarischen Film in Budapest zu schauen. Jedoch wurden wir bei der Ankunft im Kino bitter enttäuscht, da die auf der Website versprochenen englischen Untertitel, laut der freundlichen Dame an der Kasse, in ihrem Kino wohl nicht verfügbar waren. Daher ein kleiner Warnhinweis: Informationen auf den Internetseiten sind nicht immer zu 100% zuverlässig, weswegen es besonders im Ausland besser ist, sich gleich persönlich zu erkundigen (Eine ähnliche Erfahrung hatten wir drei Tage später im Thermalbad, wo die auf der Website angegebenen Preise vor Ort tatsächlich sogar günstiger waren). Wie dem auch sei, haben wir uns davon nicht verunsichern lassen, sondern den nun freien Abend für einen Weihnachtsmarktbesuch und einer Riesenradfahrt auf dem Budapest-Eye genutzt.

Für die Aussicht von Budapest bei Nacht hat sich diese Fahrt definitiv gelohnt! 

An unserem zweiten Abend ist dann endlich ein filmisches Erlebnis geglückt und es war in der Tat etwas ganz Besonderes. Das Urania-Kino, welches uns empfohlen wurde, war ein regelrechter Filmpalast, das ganz im Stil von 1000 und einer Nacht eine ganz spezielle Atmosphäre vermittelte und im Inneren eher einem Theater als einem Kinosaal glich. Gezeigt wird hier vor allem europäisches Arthouse-Kino im Originalton mit ungarischen Untertiteln.

Zum Glück lief in eben jenem Kino eine Dokumentation, welche sowieso seit geraumer Zeit auf meiner viel zu langen Watchlist verweilt: They shall not grow old. Wem das jetzt vielleicht schon etwas sagt, so liegt das vermutlich zum einen am weltbekannten Herr der Ringe Regisseur Peter Jackson und zum anderen an dessen experimentellen Ansatz, welchen er mit diesem Film verfolgt. Das Besondere an dieser ersten Weltkriegs Doku ist nämlich, dass hier Filmmaterial aus dieser Zeit digitalisiert und vollständig überarbeitet wurde, sodass die stummen Schwarz-Weiß-Bilder in einem beeindruckend realen Farbglanz erscheinen, wo nur an wenigen Stellen die Künstlichkeit deutlich erkennbar ist. Auch die Soundkulisse wurde präzise aufs Originalmaterial abgestimmt. Es ist, als würde man in die alten Filmrollen hineingezogen werden. Dies macht uns Jackson auch durch eine schöne Klammer bewusst. So zeigt er uns anfänglich das unbearbeitete Material mit dem authentischem Rattern von Filmprojektoren im Hintergrund, ehe er durch Streckung und Färbung des Bildes uns sprichwörtlich in diese Zeit hineinzieht, während er uns am Ende erneut durch die simulierte Filmprojektion in die Realität zurückholt.

Inhaltlich bekommt man hier keine einfache Geschichtsstunde, bei der ein unbekannter Sprecher über Kriegsstrategien und Schlachtenabläufe erzählt. Stattdessen bekommen wir aus zusammen gesammelten Interviews echter damaliger Frontsoldaten über deren Alltag zu Zeiten des Krieges berichtet, wobei gezielt, aber nie zu aufdringlich, Themen wie die psychische unter Druck Setzung in den Krieg ziehen zu müssen, sowie der Schrecken und die Sinnlosigkeit des Krieges, vertieft werden. Durch die realen Bilder und Interviews, wird eine Nähe zur Thematik erzeugt, die man bei einer Dokumentation eher selten erlebt und besonders in den blutigeren Stellen wird durch die Authentizität des Films, ein stark unangenehmes Gefühl ausgelöst. Anfang des Jahres hätte ich nicht erwartet in meiner Top 5 der Filme 2019 einen Dokumentarfilm wiederzufinden, doch hat mich They shall not grow old positiv überraschen können.

Hier ein kleiner Vergleich vom überarbeiten und originalen Filmmaterial © Warner Bros. Pictures

Bevor wir zu unserem zweiten (erfolgreichen) Kinobesuch kommen, möchte ich noch einen kleinen Ausflug zu einem der besten Filme des Jahres 2017 machen (auch wenn da nicht jedes KiK-Mitglied zustimmen würde ;) ): Denis Villeneuves Blade Runner 2049. Ehe ich zu weit aushole hier mal ein kurzer Verweis auf Lukas vollständige Kritik des Films, welcher tatsächlich auch schon auf unserer Leinwand seine farbprächtigen Bilder zeigen durfte. Ich möchte an dieser Stelle nämlich lediglich einen kleinen Einblick in die Drehorte des philosophischen Sci-Fi Meisterwerks geben. Denn tatsächlich wurden viele  Szenen in der ungarischen Hauptstadt gedreht, sowie in den umliegenden Origo und Korda Studios. Die bekanntesten Drehorte sind dabei der alte Börsenpalast, in dessen Inneren Rick Deckards (Harrison Ford) Rückzugsort im verlassenen Las Vegas gedreht wurde. Dieses durften wir leider nicht betreten, aber umso glücklicher war ich, als wir vor dem Gebäude standen, das in den Außenszenen Officer Ks (Ryan Gosling) Apartment verkörperte. Selbstverständlich wurde dies dann auch fotografisch festgehalten!

Doch nun wollen wir wie versprochen zum zweiten Kinobesuch kommen. Dieser war um einiges klassischer als noch der erste. Wir waren im größten Kino Budapests, das Cinema City Arena. Der ursprüngliche Plan war den hier vorhandenen Imax Saal zu testen. Dies scheiterte jedoch daran, dass dort ausschließlich Filme in ungarischer Synchronisation liefen. In einem der kleineren Säle hatten wir aber Glück und schauten uns Frozen II im Originalton an. Wie bereits im ersten Teil schaffte es Disney auch hier gekonnt ein Drehbuchklischee nach dem anderen durch märchenhafte Welten und kleinere, mal mehr oder weniger subtile Botschaften zu überdecken. Dazu trägt vor allem die audiovisuelle Wucht der Animationen und der Musik bei, welche tatsächlich dem ein oder anderen eine Träne ins Gesicht zaubern dürfte. So hat dieser Film sicherlich bei Kindern und Kind gebliebenen wieder einmal eine emotionale und unterhaltsame Achterbahnfahrt zu bieten, auch wenn es kein all zu genaues Hinsehen benötigt, um die Struktur der Geschichte zu durchschauen, woraus eine ähnliche Vorhersehbarkeit entsteht wie bereits beim ersten Teil. Nichts desto trotz hat Frozen II besonders wegen seiner klassisch disneyhaften Musical-Gestaltung, welche von pompösen Bildern begleitet, einen direkt in die zauberhafte Welt zieht, einiges zu bieten, was den Kinobesuch ohne Frage lohnenswert macht.

Auch wenn ich von Frozen II nicht ganz so begeistert war, wie noch von They shall not grow old, so ist ein Kinobesuch im Ausland doch immer ein Erlebnis, unabhängig von der schlussendlichen Meinung gegenüber dem Film, besonders wenn man diese Momente auch noch mit jemanden ganz besonderem Teilen kann! Vor allem eine Reise nach Budapest kann ich nur empfehlen, da es hier um einiges mehr zu sehen gibt, als nur weiße Leinwände und rote Kinosessel. Allein der Anblick des wunderschönen Parlaments oder die Aussicht auf dem Gellert Berg sind einen Besuch wert. Aber jetzt geht es erstmal mit Star Wars Musik im Ohr zurück ins mindestens ebenso schöne Dresden, wo sich vor allem der Besuch des wundervollen Kino im Kasten lohnt!

Abschließend noch mal ein Bild von uns vor dem wunderschönen Parlament.