|Dune|

Um zu verstehen, warum viele Filmliebhaber (mich eingeschlossen) gespannt auf Denis Villeneuves neuesten Science-Fiction Film warten, muss man zunächst einen Blick in die Vergangenheit werfen. Natürlich ist die Filmografie des eben erwähnten Regisseurs schon ein Grund an sich, gespannt zu sein, wie der Roman Der Wüstenplanet von Frank Herbert auf der großen Leinwand aussehen wird. So hat Villeneuve mit Filmen wie Prisoners (2013), Arrival (2016) und Blade Runner 2049 (2017) uns bereits unter Beweis gestellt, was für ein fabelhafter Künstler in ihm steckt. Jedoch ist sein neuestes Projekt bei weitem nicht der erste Versuch die komplexe Romanvorlage zu visualisieren. Denn die Faszination hinter dem Roman-Klassiker besteht schon seitdem dieser erschienen ist. Hier wurde eine Welt beschrieben, bei der ganze Planeten und Familien in Intrigen und Kriege um eine unendlich wertvolle Ressource verfallen.

Cover der deutschen Ausgabe von Frank Herberts Roman. © Heyne Verlag 

Bereits Mitte der 1970er Jahre begann die Planung am „größten Film aller Zeiten“ oder zumindest entsprach dies der Vorstellung von Filmemacher Alejandro Jodorowsky, dessen Idee es war aus Dune ein mehr als zehn Stunden langes Werk zu machen. Um einen kurzen Einblick in die Gedankenwelt des Träumers aus Chile zu bekommen, sei an dieser Stelle beispielhaft eine Szene aus seinem Film Montana Sacra – Der heilige Berg (1973) erwähnt. In dieser darf der Zuschauer bestaunen, wie Eidechsen in Magier-Kostümen gegen Kreuzritter-Kröten kämpfen, während im Hintergrund blutende Pyramiden zusehen sind. Zugegebenener Maßen ist sowohl dieser Film, als auch ein anderes seiner Werke, El Topo (1970), unter dem Einfluss harter Drogen entstanden, dennoch lässt sich nicht verleugnen, dass die unendliche Phantasie von Jodorowsky wahrscheinlich für viele nicht nachvollziehbar ist. Dieser Visionär bekam also von seinen Produzenten die nötige Finanzierung für einen Dune-Film zugesichert, womit die Planung des größten Films aller Zeiten begann. Die Musik sollte von Jodorowskys Lieblingsmusikern stammen, wie Pink Floyd, Magma oder Mike Oldfield, welche allesamt einen eigenen Planeten musikalisch begleiten sollten, wodurch sich in einem einzigen Film völlig unterschiedliche Soundtracks angesammelt hätten. Ebenso verrückt war seine Schauspielerauswahl, welche eine ähnlich bunte Mischung aus seinen persönlichen Favoriten war (unter anderem auch Orson Welles, Mick Jagger und Salvador Dali). Die Hauptrolle sollte sogar von seinem zwölfjährigen Sohn gespielt werden.

Die Storyboards und Zeichnungen für sein Werk sollten auch nicht wie üblich Studiozeichner und Grafiker übernehmen, sondern hierfür organisierte er echte Künstler, da diese allein fähig wären seinen Vorstellungen gerecht zu werden. Am wichtigsten zu nennen ist wohl HR Giger, der mit seinen surrealistischen Zeichnungen von abstrakten Figuren und verstörenden Monstern schon damals für Aufsehen sorgte. Dieser gab sogar später selbst zu, dass die meisten seiner Zeichnungen im Opium-Rausch entstanden sind, welches er aus Angst vor seinen eigenen Visionen zu sich nahm. Mit ihm und anderen Künstlern arbeitete Jodorowsky monatelang an der visuellen Gestaltung seines Films, wobei diese nur noch wenig mit der eigentlichen Roman-Vorlage zu tun hatte. Von Raumschiffen in Form eines Mutterleibs bis hin zu einem Thronsitz mit eingebauter Toilette, sollten nahezu alle Ideen von ihm und seinen Künstlern auch umgesetzt werden und einen Platz in seinem Lebenswerk erhalten. Dabei hat Jodorowsky selbst den Roman nie gelesen. Allein für diese Vorproduktion hat Dune jedoch bereits zwei Millionen Dollar verschlungen und als seine Geldgeber diese Summe sahen und das in den letzten Monaten erreichte Material vorgelegt bekamen, war es plötzlich um den Traum geschehen. Der Geldhahn wurde zugedreht und die Planung des Films auf Eis gelegt. So interessant es sicherlich gewesen wäre das fertige Werk zu bestaunen, so verrückt ist es auch, wie viel Einfluss dieser nie erschienene Traum auf die folgende Filmwelt nahm. Aus den Zeichnungen Necronom 4 und Necronom 5 von HR Giger entstand das von Dune's Special-Effect-Künstler Dan O’Bannon geschriebene Drehbuch Alien, aus dem der gleichnamige Film von Ridley Scott aus dem Jahr 1979 hervor ging. Die Idee echte Künstler für Filmprojekte zu engagieren und ihre Werke als Inspiration zu nutzen, hat sich auch bis heute noch gehalten. Chris Foss, ein weiterer Künstler des gescheiterten Dune-Projekts, arbeitete so zum Beispiel maßgeblich an der Gestaltung der Raumschiffe von Guardians of the Galaxy (2014) mit. Auch George Lucas soll sich bei der Entstehung von Star Wars von den Story Boards und Entwürfen des gescheiterten Dune-Films inspiriert haben. Wie auch immer man also die Ambitionen von Jodorowsky bewerten möchte, er hat seine Arbeit geliebt. Er hat Filme geliebt und ohne es zu wissen maßgeblich alle folgenden Science-Fiction Filme beeinflusst.

Aus solchen Werken entstand das uns bekannte Alien. © HR Giger (Necronom 4)

Schlussendlich bekamen wir 1984 doch noch einen stark gekürzten Dune-Film, welcher von Kult-Regisseur David Lynch inszeniert wurde. Doch obwohl man sich an vielen Stellen an Jodorowskys Material bedient hat, stellte sich der Film als finanzieller Flop heraus. Auch die Kritiken der Presse blieben eher durchwachsen. Von der 180-minütigen Fernsehversion soll hier gar nicht erst gesprochen werden, denn von dieser hat sich selbst Regisseur David Lynch distanziert. An dieser Stelle soll gesagt werden, dass ich diese Verfilmung noch nicht gesehen habe und daher mir auch keine eigene Meinung dazu bilden kann, vielleicht ist dafür ja noch mal in einem separaten Artikel Zeit.

Erneut setzt sich nun also ein bekannter Regisseur daran das Ausgangsmaterial zu verfilmen: Denis Villeneuve, welcher bereits in seinen oben genannten Werken bewiesen hat, dass in ihm einer der größten Filmemacher unserer Zeit steckt. Besonders viel wissen wir jedoch noch nicht über den neuen Dune, jedoch was bereits bekannt ist klingt unglaublich vielversprechend. Zunächst sei gesagt, dass Villeneuve tatsächlich nicht nur an einem Dune-Film arbeitet, sondern gleich an zwei, da der Stoff für nur einen Film schlicht und ergreifend zu komplex sei. Die Schauspieler dieser beiden Filme setzen sich aus zahlreichen bekannten Namen zusammen, hier nur einige Beispiele: Jason Momoa, Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Oscar Isaac, Javier Bardem, Dave Bautista und Stellan Skarsgård, wobei man diese Liste noch um einiges weiter führen könnte. Die Hauptrolle übernimmt sogar Timothée Chalamet, ein vielversprechender und bereits Oskar nominierter Jungschauspieler. Das Drehbuch stammt von Villeneuve selbst in Zusammenarbeit mit Eric Roth (Forrest Gump) und Jon Spaihts (Passengers). Kamera wird leider nicht wie in Blade Runner 2049 Roger Deakins führen, sondern stattdessen Greig Fraser, den man von Filmen wie Lion(2016), Rogue One: A Star Wars Story (2016) und Zero Dark Thirty (2012) kennt.  Da Villeneuves isländischer Stamm-Komponist Jóhann Jóhannsson leider im letzten Jahr verstorben ist, darf auch hier, wie schon bei Blade Runner 2049 Filmlegende Hans Zimmer den Soundtrack komponieren. Diesen kennt man vor allem von seiner mit dem Oscar ausgezeichneten Musik vom Disney-Klassiker König der Löwen, sowie durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Regisseur Christopher Nolan (Interstellar).

Alles in allem können wir auf jeden Fall gespannt bleiben, wie es mit diesem Film weiter geht. Ob er sich in die Reihe von Villeneuves Meisterwerken eingliedern wird? Ich hoffe, dass jetzt einige neugierig geworden sind und sich vielleicht noch einmal selbst mit der Thematik auseinandersetzen wollen. Dazu kann ich nur empfehlen sich die Dokumentation Jodorowsky’s Dune anzusehen, so wie natürlich den Roman von Frank Herbert zu lesen. Wer sich einen Eindruck von dem  Mann schaffen möchte, der für uns den neuen Dune-Film inszenieren wird, kann sich gerne Lukas Blog-Artikel zu Blade Runner 2049 durchlesen, sowie am 04. und 09. April sich diesen Film bei uns im Kino im Kasten ansehen!